Rennsteig

Baustand Ende Juni 2001:

Das Schicksal eines Tunnelbaus - und sei er in seinem Inneren noch so spektakulär - ist, dass man von außen nicht davon bemerkt. Deswegen könnte das Bild  vom 24. Juni genauso gut auch vor einem Jahr entstanden sein. Ändern könnten die Präsentation der Arbeiten nur die verantwortlichen Bauleiter vor Ort. Da sich aber das Entgegenkommen derselben stark von denen etwa an den Talbrücken Reichenbach und Zahme gera unterscheidet, wird nicht Nachwelt online nicht viel mehr vom Bau mitbekommen, als die Standardbilder. Schade eigentlich, aber nicht zu ändern, auf die Knie wird der Webmaster deswegen nicht fallen. Foto: H. Trefz

Baustand Frühjahr 2001:

Gewaltige Mengen Abraum stapeln sich derzeit vor dem östlichen Portal des Rennsteigtunnels. Dies vor allem wenn auch nicht allein deswegen, weil die Fertigstellung der zwischen diesem Punkt und der Tank- und Rastanlage liegende Brückenbauwerke sich deutlich verzögerte. Klick für die 88 kB-Version
 


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Größtes und aufwändigstes Bauwerk im Zuge der Kammquerung des Thüringer Waldes ist der Tunnel Rennsteig. Mit 7916 Metern Länge entsteht hier der mit Abstand längste Straßentunnel in Deutschland. Die Gesamtuntertunnelung des Gebirgskammes garantiert den Erhalt und die ungehinderte Entwicklung aller wertvollen Biotope und vermeidet die Störung von Flora und Fauna. In Bezug auf Natur- und Landschaftsschutz stellt dieser große Tunnel mithin die beste Lösung dar. In der Mitte des zweiröhrigen Tunnels erreicht die A 71 bei ca. 670 m über dem Meeresspiegel ihren höchsten Punkt zwischen Erfurt und Schweinfurt. Diese Steigung ist deshalb erforderlich, weil der Tunnel Rennsteig im Berg den Brandleitetunnel der Bahn-Strecke Erfurt-Meiningen (mit 3038 Metern Länge der längste Eisenbahntunnel der seinerzeitigen DDR) überquert. Zwischen dem Eisenbahntunnel, der 1881 bis 1884 gebaut wurde, und dem Autobahntunnel verbleibt eine Gebirgsfeste von 6 bis 7 m. Auch für den Tunnel Rennsteig ist eine Längsbelüftung vorgesehen. Aufgrund der Länge des Tunnels müssen zur Be- und Entlüftung der Röhren Luftaustauschzentralen (LAZ) eingerichtet werden. Mit der LAZ Kehltal und der LAZ Floßgraben werden beide Röhren in drei annähernd gleichlange Lüftungsabschnitte unterteilt. Die Längslüftung in diesen Abschnitten erfolgt jeweils durch Strahlventilatoren. In den LAZ wird die Tunnelluft mittels Axialventilatoren abgesaugt und über einen Kamin ausgeblasen. Gleichzeitig wird - in erforderlichem räumlichen Abstand - die Frischluft über einen Stollen aus dem Freien angesaugt und in den Fahrraum eingeblasen. Durch eine Reihe von Kontroll- und Meßanlagen werden die Luftverhältnisse in den Röhren kontinuierlich überwacht. Als Sicherheitseinrichtungen erhalten beide Röhren unter anderem 12 Pannenbuchten. In Abständen von ca. 300 Metern werden beide Röhren außerdem mit Querstollen verbunden, wobei jeder zweite (bei jeder Pannenbucht) auch von Rettungsfahrzeugen befahrbar ist. Beiderseitig der Fahrbahnen gibt es Notgehwege.

Und im Lokalteil “Arnstädter Allgemeine” am gleichen Tag:
Letzte Sprengungen im Rennsteigtunnel

GRÄFENRODA.
Die Patinnen der Zuluftstollen für den längsten deutschen Autobahntunnel, Annelie Rolle und Nadine Strasser, hatten es gestern kurz vor 15 Uhr in der Hand. Sie lösten die letzten beiden Sprengungen in der 7916 Meter langen Weströhre des Rennsteigtunnels aus und sorgten damit für den letzten Durchschlag in dem für Thüringen so bedeutsamen Bauabschnitt der Waldautobahn A71.
Am 26. August 1998 war der Tunnelanschlag durch die inzwischen verstorbene Haupttunnelpation Christiane Herzog erfolgt. Seitdem wurden in 850 000 Sprenglöchern 1000 Tonnen Sprengstoff verbraucht, 1,3 Millionen Kubikmeter Ausbruch wurden aus den beiden Röhren zwischen Gräfenroda und Zella-Mehlis geholt. 150 Personen waren und sind im Vortrieb und in der Werkstatt beschäftigt, 35 in der Verwaltung und 50 haben mit der Errichtung der derzeit auf drei Kilometern gebauten Innenschale zu tun.
Einer, der von Anfang an dabei war, ist Schachtmeister und Polier Erich Ortner. Für ihn war der gestrige Tag zwar kein besonderer, "nach 26 Jahren bewegt einen so etwas nicht mehr", so der aus Oberösterreich stammende Tunnelprofi. Aber Emotionen weckt die Baustelle - immerhin auch sein bisher längster Tunnel - trotzdem bei ihm. "Ich bin stolz darauf, dass es unter meiner Zuständigkeit im Tunnel keine schweren Verletzungen gab und auf der ganzen Länge des Tunnels keinen Toten", so Erich Ortner.
Im Anschluss an die letzten Sprengungen gab es eine Feier in der Oströhre des Tunnels, wo das Team der Kantine Rennsteigtunnel in bewährter Form die Bauarbeiter und die mehreren hundert Gäste bewirtete. 2000 Bratwürste, 1600 Rostbrätel sowie Soljanka, reichlich Bier und Glühwein sorgten bei Musik der erstmals in einem Tunnel auftretenden Oelsnitzer Blasmusikanten für einen angenehmen Aufenthalt.
Thomas BECKER

Anlässlich der Durchstoßes der Tunnelröhre am  22.11.2000 schrieb die Thüringer Allgemeine:
Licht am Ende des Rennsteigtunnels


OBERHOF (TA/bj). Seit gestern ist der fast acht Kilometer lange Stollen unter dem Rennsteig durchgängig frei. Eine gewaltige Detonation erschütterte um 14.59 Uhr die westliche Röhre des künftigen Rennsteigtunnels der Thüringer-Wald-Autobahn. Durch die Krümmung der Trasse sind die Röhren unterschiedlich lang. Die westlichen beiden Fahrspuren haben eine Länge von 7916 Metern, die östliche Röhre erstreckt sich über 7878 Meter, der Abstand zwischen beiden beträgt 25 Meter. Jetzt kann der Innenausbau mit der Verschalung beginnen.
Die Baukosten für den mit Abstand längsten Straßentunnel in Deutschland belaufen sich auf 490 Millionen Mark (250 Mio Euro), informierte Joachim Naumann vom Bundesverkehrsministerium. In die 19,6 Kilometer lange Kammquerung der Thüringer Waldes investiert der Bund laut Naumann insgesamt rund eine Milliarde Mark (0,51 Mrd. Euro). Dafür entstehen neben dem Rennsteigtunnel drei weitere Tunnel und drei Brücken. Für Thüringen seien allein im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes 8,6 Milliarden Mark eingestellt, sagte Naumann. Dies liege pro Kopf betrachtet deutlich über dem Bundesdurchschnitt. "Damit tragen wir der Tatsache Rechnung, dass Thüringen als Mitte Deutschlands auch zur Drehscheibe des europäischen Verkehrs wird", sagte Naumann.
Als "Jahrhundertbauwerk" bezeichnete Thüringens Wirtschaftsminister Franz Schuster (CDU) die Thüringer-Wald-Autobahn, für die einmalige Brücken und schwierige Tunnel errichtet würden. Das imposanteste Bauwerk sei unbestritten der Rennsteigtunnel. Der Minister lobte die Bauleute für ihre schnelle und gute Arbeit an diesem Projekt. Nur etwas mehr als zwei Jahre seien seit dem Beginn der Arbeiten am Tunnel vergangen.
Vor dem Tunneldurchstoß gaben Schuster und Naumann auf einem weiteren ausgebauten Abschnitt der Autobahn A 4 den Verkehr frei. Zwischen den Anschlussstellen Apolda und Magdala ist die Autobahn jetzt auch sechsspurig befahrbar. Von den 160 Kilometern der A 4 in Thüringen seien damit jetzt 70 Kilometer sechsspurig ausgebaut, sagte Wirtschaftsminister Franz Schuster. Fünf weitere Abschnitte befänden sich im Bau. Der durchgängige Ausbau dieser Ost-West-Verbindung sei dringend notwendig, um einen "Verkehrsinfarkt" zu vermeiden, so Schuster. Bis 2010 nehme der Personenverkehr auf dieser Trasse um 33 und der Güterverkehr um 77 Prozent zu.


Ob im Alte-Burg-Tunnel wie hier (Fotos: R. Ehrlich) oder im Rennsteigtunnel, der Arbeitsablauf ist oft ähnlich:
Setzen der Sprenglöcher mit dem Bohrwagen
Verdrahten der Ladung
Sprengung
Abfuhr des Aushubs
Provisorische Verkleidung mit Spritzbeton

 

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