Provokant: Die Geratal-Einheitsgemeinde und ihr Zusammenschluss mit Ilmenau
[ Das Forum zu den Themen bei "www.henrytrefz.de" ] Geschrieben von Henry Trefz am 30. Juli 2000 13:06:10:
Womit beginnt man ein solches Forum? Schließlich ist die Themenbreite der Webseite, auf der es basiert, durchaus ansehnlich. Außerdem soll ja auch dies keine Begrenzung sein, sondern allenfalls Anregung.
Wie wäre es mit der folgenden These: Die Gemeinden des Geratals sollten so schnell wie möglich ihren Zusammenschluss zu einer Einheitsgemeinde voran treiben und danach Beitrittsverhandlungen mit dem großen Nachbarn Ilmenau aufnehmen!
Die politische Forderung - im kleinen Kreis der politischen Visionäre schon mehr als einmal vorsichtig diskutiert - ist durchaus nicht nur so dahin gesagt, nur um ein wenig zu provozieren. Sie wäre ein wesentlicher Schrittmacher für die künftige Entwicklung der Geratal-Region.
Warum?
Die bisherige Entwicklung der fünf Orte verlief nicht zuletzt wegen der zunehmenden Einsicht der Bürger(meister) in die Notwendigkeiten und der umsichtigen Lenkung durch die Verwaltungsgemeinschaft in Richtung einer gemeinsamen Zukunft. War in der ersten Hälfte der 90-er Jahre noch oft ein Wehklagen über vermutete oder auch tatsächliche Benachteiligung eines Dorfes zu Gunsten eines oder mehrerer anderer zu hören, so hat sich dies merklich gelegt. Das liegt nicht zuletzt an der Stabilisierung der politischen Verhältnisse - immerhin wurden alle Bürgermeister wieder gewählt. Wieder gewählt in fast allen Fällen mit einer sehr großen Mehrheit. Wo dies nicht der Fall war, lag es wohl eher an Personalien, denn an der grundsätzlichen Richtung der Gemeindeentwicklung. Die politische Klasse des Geratals hat in der Mehrheit Erfahrung und Routine entwickelt um die richtigen Entwicklungsschwerpunkte zu setzen. Ein Wechsel dieser Entwicklungsrichtung ist daher nicht zu vermuten und wohl in fast allen Bereichen auch nicht wünschenswert.
Was eine weitere Entwicklung also in der Zukunft behindert, ist weniger die Frage der politischen Stabilität als die des Geldes. An diesem Problem können die Bürgermeister und ihre Gemeinderäte für sich gesehen nicht viel ändern. Was bleibt, ist der Zusammenschluss aller fünf zu einem stärkeren Ganzen. Von allen gemeinsam als richtig erkannte Entwicklungsschwerpunkte lassen sich mit der Kraft von fünfen deutlich schneller umsetzen, als allein. Das hat nicht zuletzt die Anschaffung von Feuerwehrtechnik in den fünf Gemeinden gezeigt. Eigens für sie war ein langer Verwaltungskampf nötig, der nicht nur einige Verwaltungsressourcen gebunden hat, sondern der sich wegen der Spezifik des Problems auch nicht einfach so auf andere gemeinsame Entwicklungsvorhaben übertragen lässt.
Will man also in der Zukunft deutliche Schritte nach vorn machen, dann wird das Geld bald nur noch reichen, wenn man entweder ermüdende Jahresabschnitte einrichtet – oder sich zusammen schließt.
Ein weiteres wesentliches Hemmnis in der zukünftigen Entwicklung ist ganz anderer Natur - es heißt Landesplanung und hat die Eigenschaft, dass es nicht ganz so einfach mit unkonventionellen Methoden der Zusammenarbeit auszuhebeln ist.
Der regionale Raumordnungsplan weist der Stadt Ilmenau die Funktion eines Mittelzentrums zu. Diese will ihm wohl auch kein vernünftiger Mensch streitig machen. Doch auch für Ilmenau gilt: Ohne das Erreichen einer kritischen Eigenmasse sind künftige Vorhaben immer wieder gefährdet. Um die 30000 Einwohner sind eben nicht sehr viel, was nicht zuletzt an der steuerlichen Ungleichbehandlung von Haupt- und Nebenwohnsitz (immerhin hat man fast noch einmal ein Fünftel an Studenten dazu) liegt. Außerdem bietet die Gemarkung der Stadt vergleichsweise begrenzte Möglichkeiten der Entwicklung.
In der unmittelbaren Nachbarschaft liegen mit Langewiesen und dem Geratal zwei Regionen mit zwei Eigenschaften: einerseits einem außergewöhnlich hohen Entwicklungspotenzial (nicht zuletzt durch die Nähe Ilmenaus!) und andererseits selbstbewussten Politikern an der Spitze. Da jeder seinen Wählerauftrag ernst nimmt, denkt auch jeder an seine Kommune zuerst. Was ist die Folge? Hier nur ein Beispiel: Statt Flächen für Gewerbe, Industrie oder auch Wohnbebauung dort auszuweisen, wo sie am besten liegen, versucht es jeder für sich, eifersüchtig begleitet vom jeweiligen Nachbarn. Nahrungskonkurrenz mit Beißreflex – nicht gerade das, womit man Entwicklung befördert. Gemeinsam mit dem Geratal - und auch Langewiesen - könnte der Großraum Ilmenau auf knapp 40000 Einwohner wachsen, wenn man die Studenten endlich adäquat berücksichtigt, sogar 45000. Ein verlockender Gedanke für die Ilmenauer – und für das Umland. Denn nicht nur Landeszuweisungen steigen pro Kopf auf das 1,3-fache – auch Gewerbe- und Wohnflächen im Umland sind nun keine Konkurrenz mehr, sondern gehören zum eigenen Gebiet. Natürlich müssen einer solchen Hochzeit, die natürlich keine Liebesheirat, sondern eine Vernunftehe ist, harte und ehrliche Verhandlungen für einen Einigungsvertrag voraus gehen. Doch so lange man dies aus freien Stücken und nicht einem äußeren Zwang folgend tut, sind die Konditionen wesentlich freier verhandelbar. Allein ihre Ankündigung könnte eine deutlichen Schub nach vorn bringen und Investoren jeglicher Art anlocken. Und endlich müsste das Land Thüringen auch zur Kenntnis nehmen, dass der Süden des Ilm-Kreises nicht nur deswegen in irgend einer Kalkulation eine Rolle spielt, weil zufällig da unten im Süden irgendwo eine Uni ihren Platz hat...