Re: Verfehlte Verkehrspolitik (war: A71/73 Verschwendung!)


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Geschrieben von Thomas am 21. November 2000 00:35:15:

Als Antwort auf: Verfehlte Verkehrspolitik (war: A71/73 Verschwendung!) geschrieben von Tobias Kroll am 17. November 2000 14:35:56:

Es kommt sogar noch schlimmer: Die Bahn plant in internen Studien bereits sie Stillegung der Strecke (Meinigen -) Zella-Mehlis - Plaue (- Arnstadt), das heisst also Nullösung im öffentlichen Verkehr neben einer gut ausgebauten Autobahn!
Realistisch betrachtet ist die Bahn am Ende. In die Bahntechnik hat man über 50 jahre fast nichts mehr investiert. Ja, es ist sogar rückwärts gegangen. wenn ich an meine Kindheit denke, in den 60 er Jahren, war auf jedem kleinen Dorf der Bahnhof besetzt, ein warmer Wartesaal inclusive Bahnhofswirtschaft, und man konnte in Lichtenfels einsteigen und mit dem Kurswagen in ale grossen Städte. G der BRD fahren. Gepäckbeförderung war selbstverständlich. Der Güterbahnhof in Coburg war ein florierender Umschlagplatz. Heute ist er eigentlich nur noch verottet.
Das Dillema ist jedoch: Das ganze ist zu personalintensiv und zu teuer. Der Strassenverkehr hat Vorteile: Kein Fahrplan, regelt sich weitestgehend selbst. Die Strasse kann von verschiedenen Verkehrsmitteln benutzt werden. Und ich brauche keine Ein / Ausstiegsstationen (= Bahnhof, mit Personal). Gefahrenwird selbst, die Kosten für den Lokomotivführer etc. entfallen.
Der nächste Faktor ist: Ist es volkswirtschaftlich überhaupt sinnvoll für die gleichen Ziele, 2 getrennte Verkehrssysteme zu unterhalten, das kostet Geld, und bringt nämlich keinen Zusatznutzen. Schnellverbindungen können durchaus auch über Bus abgewicklet werden, wie das z.B. in England gemacht wird mit dem National Express, der die grossen Städte verbindet.
Die Industriestruktur ist nicht mehr so wie früher an den Bahnhöfen konzentriert, sondern wesentlich mehr verteilt.
Die bestehenden Strecken der Bahn sind in weiten Teilen komplett veraltet. Meine Erfahrung zeigt: Eine Strecke wird solange genutz, bis Sanierungsmassnahmen nicht mehr aufschiebbar sind --> dann erfolgt die Stilllegung, gnadenlos.
Auch die Dorfstrukturen sind so, das ein Verkehr über die Bahn nicht mehr sinnvoll ist, weil die Bahn keinen Verkehr von Haus zu Haus anbieten kann, im Gegensatz zum Auto.
Das Automobil ist einfach ein Verkehrsmittel, das ca. 100 Jahre jünger ist als die Bahn, und sich gegen die bestehende Konkurrenz der Bahn durchgestzt hat.
Das Festhalten, und Gleichsetzten von ÖPNV mit Bahn, ist für mich nicht sachlich nachvollziehbar, und ich bin der Überzeugung, dass dies aus einer gewissen Nostalgie für vergangene Tage entspringt. Wobei mir der Begriff ÖPNV, öffentlicher Persononenahverkehr, sowioso nicht gefällt (was ist denn geheimer Personennahverkehr ?), ich rede lieber von Personennahverkehr.
Sicherlich gibt es sinnvolle Anwendungen für die Bahn, z.B. im Fernverkehr, ICE, Interregio. Aber das muss klar definiert sein, und ein eigenes Marktsegment haben. Man kann nicht einfach blind investieren. Auch im Nahverkehr ist es u. Umständen sinnvoll au die Bahn zu setzen, aber auch dafür ist eine Kosten/Nutzenbetrachtung notwendig. Selbst in Grosstädten, mit hoher Bevölkerungsdichte sind S-Bahnen meist nicht kostendeckend, und werden dann aber betrieben um nichtmonitäre Ziele abzudecken, wie den Kolapps des Strassennezes zu verhindern, oder auch Nicht-Autofahren Mobilität zu ermöglicen. Je geringer jedoch die Bevölkerungsdichte wird, desto schlechter wird die K/N-Relation.
Ich bedaure es, das alternative Beförderungsstrukturen durch unsere Bürokratie verhindert wird, und möchte das Taxibeförderungsgestz nennen. Für die Beförderung von Personen erst eine Lizenz erwerben zu müssen, mit regulierten Märkten (= kein Wettbewerb !) Da sind hohe Fahrpreise zwangsläufig. Innovative Konzepte, wie Sammeltaxis, oder z.B. Keipen, wo die Beförderung im Bierpreis enthalten ist - geht nicht Verstoss gegen das Taxibeförderungsgesetz. Genauso wie das Rabattgestz sollte auch dieses Gesetz fallen und auf ein notwendiges Mass beschränken, die für die Verkehrssicherheit wichtig ist.
Mit dem Sammeltaxisystem z.B. könntest du ein Taxi zu einer Uhrzeit beauftragen an deinem Haus zu sein, bzw. auch fremde Leute, denen du dann Geld gibst für die Leistung (bisher verboten !). Das ganze müsste Computergesteuert sein, für die Weg- und Zeitoptimierung.


Thomas





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