Die Hoffnungen

Kein Tag wie jeder andere...
oder: Ein Vogel kommt selten allein

Wenn einer eine Reise tut, und diese führt ihn in den Ilm-Kreis in Thüringen - dann sollte er die Autobahnbaustellen besuchen. Dies ist - zumindest für die Freunde dieser Website keine besonders neue Einsicht. Doch der Bauherr, die Bundesrepublik Deutschland, kann natürlich nicht alle Tage hier sein. Erfreulich und beziehungsreich zugleich war der Besuch von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) am 22. August an vielen der Stellen, die in diesem Special beschrieben sind. Laut Plan sollte er zu den ersten “Zivilpersonen” gehören, die eine Fahrt über die Schwarzbachtalbrücke hinweg durch den Tunnel Alte Burg wagen würden. Dass er auch die Talbrücke Wilde Gera unter die Räder seiner Staatskarosse nehmen würde, konnte sich nur als ein Gerücht erweisen, so schnell konnte man bei der Adam Hörnig AG auch für den Kanzler nicht arbeiten.
Ein pikantes Detail hat den Kanzler - wenn er es denn erfuhr - womöglich zum Schmunzeln gebracht. Die Bauwerke wurden - vor allem im Bereich der
Kammquerung allesamt in der Regierungsperiode seines Vorgängers Helmut Kohl begonnen. Das hatte zur Folge, dass beispielsweise die Tunnel durchweg nach CDU-Politikerinnen beziehungsweise deren Gattinnen benannt wurden, der Rennsteigtunnel nach der (jüngst leider verstorbenen)  Christiane Herzog, Ehefrau des Altbundespräsidenten Roman Herzog und der Alte-Burg-Tunnel nach der hiesigen Bundestagsabgeordneten und seinerzeitigen Bundesministerin Claudia Nolte. An die tapfere CDU-Frau wird sich Schröder vor allem deswegen erinnern, weil sie in der Endphase des Bundestagswahlkampfes 1998 mit einigen (zu ehrlichen) Äußerungen zur Frage einer Mehrwertsteuererhöhung Schröder das Siegen noch ein wenig leichter gemacht hat. Da sollte die Referenz an die unfreiwillige Helferin, einmal ein nach ihr benanntes Bauwerk zu besuchen, nur recht und billig sein... Denn “Gegner” zu “tunneln” ist also nicht nur im Sport verbreitet.
Kurz vor 16 Uhr war es, da rollte die Wagenkolonne durch den Tunnel und von dort über die fast fertig gestellte Schwarzbachtalbrücke zu den kleinen Podest zwischen den beiden Brücken. Ein offensichtlich auch am zweiten Tag seiner Besuchsreise noch gut gelaunter Kanzler entstieg aber zur Überraschung der etwa fünf Dutzend Schaulustigen, nicht etwa einem Nobelschlitten, sondern dem Führungsfahrzeug.
Die DEGES-Spitze kam nur zu einigen Erläuterungen, da mischte sich schon Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel in die Debatte. Und er schaffte es, nicht nur über den ICE zu reden, sondern auch über die nötige Verlängerung der Autobahnen A71 in Norden und der A71 und der A73 im Süden.
Viel Zeit blieb nicht, aber immerhin die tapfere Versicherung von DEGES-Bauleiter Eisermann gegenüber dem Autor: “Wir werden so schnell fertig, wie unsere Chefs uns das sagen.” Das macht Mut im Hinblick auf die Gesamtfertigstellung (bis zur AS Rohr bei Meiningen) im Jahr 2002...

Henry TREFZ

 

Wenn Sie Fragen oder Anmerkungen haben, wenden Sie sich bitte an den Webmaster.
© Copyright 2000-2002 Henry Trefz - Journalismus zum Denken. Alle Rechte vorbehalten.